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Neue Spielformen im Kinderfußball

"Deutschlands größte Abenteuerspielplätze - Fußballzeit ist die beste Zeit"! So zum Ende des Videos. Warum gibt es überhaupt eine Reform des Kinderfußballs? Dem Ball hinterher jagen und Tore schießen, das sorgt für leuchtende Augen. War nicht alles gut, so wie es war?

Fragen und Antworten zum neuen Kinderfußball

Der Fußball für Kinder soll attraktiver gestaltet und gleichzeitig die Entwicklung gefördert werden. Häufig wird im Kinderfußball viel zu früh Wert auf Taktik gelegt. Die fußballerischen Grundlagen leiden darunter. Projekt Zukunft: Der DFB (Deutscher Fußballbund) hat schon länger den Plan, dass sich der Spielbetrieb bei den jüngeren Kindern ändern soll. Ziel ist es einen Spielbetrieb bei der E-, F- und G-Jugend (U7 – U11) zu gestalten, bei dem die Kindern viel mehr am Ball sind, Tore erzielen und somit mehr Erfolgserlebnisse haben. Der BFV (Bayerischer Fußballverband), zuständiger Landesverband in Bayern, setzt die neue Spielform ab der Saison 2024/25 um.

Was bedeutet dies konkret?

Die klassischen Vereinsduelle – Sieben gegen Sieben – haben „ausgedient“. Im Sieben gegen Sieben sind  schwächere Kinder oft kaum am Spiel beteiligt, die zwei Besten eines Teams haben 80 Prozent der Ballaktionen. In der G-Jugend wird dann verbindlich im Zwei-gegen-Zwei oder Drei-gegen-Drei auf vier Minitore gespielt. In der F-Jugend wird ebenfalls das Drei-gegen-Drei empfohlen, alternativ ist auch ein Vier-gegen-Vier oder Fünf-gegen-Fünf möglich. In der E-Jugend wird fest zum Fünf-gegen-Fünf bis maximal Sieben-gegen-Sieben übergegangen, in dieser Altersklasse erfolgt auch der stufenweise Übergang zum Einsatz von Kleinfeldtoren und Torhüterinnen. Es gibt dann in der G- und F-Jugend keine Meisterschaftsrunde, sondern Spielnachmittage mit mehreren Mannschaften und Spielfeldern. Alle Kinder bekommen Einsatzzeiten und somit auch Spielpraxis. Den Spielerinnen werden mehr Aktionen und persönliche Erfolgserlebenisse ermöglicht. Der Spaß am Fußballspiel wird nachhaltig gefördert. 


Die Kinder spielen nicht mehr in festen Positionen und durch das  kleinere Spielfeld haben die Kinder deutlich mehr Ballaktionen. Einwurf und Abstoß werden durch das Eindribbeln ersetzt. Die veränderte Spielform fördert die Selbständigkeit der Spieler und minimieren das Coachen durch die Trainer nur auf das Nötigste. Die Kinder lernen eigene Lösungen zu finden. 

Wie sehen die neuen Spielformen im Detail aus?

G-Jugend (U6/U7): 

Es wird im Zwei-gegen-Zwei oder Drei-gegen-Drei gespielt (Spielfeldgröße: 16 x 20 m bis 28 x 22 m). Jedes Team hat maximal zwei Einwechselspieler. Gespielt wird auf vier Mini-Tore, jede Mannschaft verteidigt also zwei Tore. Tore dürfen erst ab der Mittellinie (Zwei-gegen-Zwei) oder in einer Sechs-Meter-Schusszone (Drei-gegen-Drei) erzielt werden, einen Torwart gibt es nicht. Nach jedem Tor wechseln beide Mannschaften automatisch jeweils einen Spieler. 


F-Jugend (U8/U9): 

Es wird im Drei-gegen-Drei gespielt (Spielfeldgröße: 26-28 x 20-22 m), alternativ ist auch ein Fünf-gegen-Fünf möglich (40 x 22-25 m). Beim Drei-gegen-Drei gelten die Regelungen wie in der G-Jugend. Beim Fünf-gegen-Fünf wird entweder auf vier Mini-Tore (ohne Torwart, fünf Feldspieler) gespielt oder auf zwei Kleinfeldtore (vier Feldspieler plus Torwart). Vorgeschlagene Spielzeit pro Durchgang sind hier zwölf Minuten. Klare Empfehlung ist es, sich in der F-Jugend auf das Drei-gegen-Drei zu konzentrieren, um wie beschrieben allen Kindern mehr Ballaktionen zu ermöglichen. 


E-Jugend (U10/U11): 

Es wird im Fünf-gegen-Fünf oder im Sieben-gegen-Sieben gespielt. Beim Fünf-gegen-Fünf gelten die Regelungen analog zur F-Jugend. Beim Sieben-gegen-Sieben (Spielfeldgröße: 55 x 35 m) wird auf zwei Kleinfeldtore gespielt, also mit sechs Feldspielern und einem Torspieler pro Team. Ideal ist eine Turnierform mit vier Mannschaften und Spielzeiten von jeweils 2 x 12 Minuten. Sind nur zwei Mannschaften anwesend, wird als offizielle Spielzeit 4 x 15 Minuten empfohlen. Beim Sieben-gegen-Sieben wird die Partie nach einem Ausball erstmals mit Einwurf fortgesetzt. 

Welche Vorteile ergeben sich für die Kinder?

Jedes Kind spielt mit und hat Aktionen am Ball. Die Kinder spielen ein Spiel, dass ihren Fähigkeiten und Interessen gerecht wird. Damit wird vor allem der Spaß am Fußball gefördert. Die neuen Spielformen schulen darüber hinaus die Selbstständigkeit der Fußballkinder und minimieren das Coachen durch die Trainer. Die Kinder lernen eigene Lösungen zu finden. Es werden mehr Spiele gewonnen und auch verloren, so dass Kinder den Umgang mit Siegen und Niederlagen besser erlernen. Vor allem die leistungsschwächeren Kinder haben dadurch mehr Spaß am Spiel und eine bessere Chance auf Weiterentwicklung. 


Häufige Ballkontakte und ständige 1:1 Situationen schulen die Kinder intensiver und auch individueller. Die Kinder sind viel häufiger am Ball und genau darum geht es: Fußball spielen und zwar ALLE!

Gibt es einen Schiedsrichter?

Klassische Schiedsrichter sind bei der neuen Spielform nicht vorgesehen. Die Trainer und Betreuer/Eltern agieren als "Spielleiter" und greifen nur bei Bedarf ins Geschehen ein. Während eines Spiels sollen die Entscheidungen von den Kindern getroffen werden. Auf den Bolzplätzen ist dies übrigens schon immer eine gelebte Spielpraxis.

Es wird ohne Torhüter*in gespielt!

Durch die kleinen Minitore ist ein Torspieler auch nicht erforderlich. Die Bewegungserfahrung sowie Spaß und Freude am Fußball stehen im Mittelpunkt. Natürlich können Torschussspiele im Training stattfinden, in denen sich jeder einmal im Tor ausprobieren kann. Torspieler kommen erst ab der E-Jugend (U11) zum Einsatz. Ab diesem Lernalter macht er auch erst Sinn, spezifischer zu trainieren. 

Unser Fazit:

Viele Ballaktionen stehen im Mittelpunkt. Und somit der Spaß und die Freude am Umgang mit dem Ball. Die neuen Spielformen im Kinderfußball folgen damit ganz klaren Prinzipien:


  • Der Spaß am Spiel und die Kinder stehen im Mittelpunkt
  • Erlebnis steht vor Ergebnis
  • Alle Kinder sind aktiv und gehören dazu - unabhängig von Talent und Entwicklungsstand
  • Kinder spielen selbstständig und sorgen für Fairplay
  • Jedes Kind hat Aktionen und Erfolgserlebnisse
  • Coaching und Reize von außen werden minimiert
  • Die Größe der Teams, der Tore und des Spielfelds wächst mit den Kindern
  • Jungen und Mädchen können noch einfacher gemeinsam spielen


Die neuen Wettbewerbsformen sorgen darüber hinaus dafür, dass Kopfbälle nahezu ausgeschlossen werden. Die Spielfeldgröße ist deutlich kleiner, Einwurf und Abstoß werden durch das Eindribbeln ersetzt.

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